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Von Milchdienst bis Bienchen: 11 Dinge, die alle DDR-Schulkinder kennen

An seine Schulzeit hat sicher jeder noch intensive Erinnerungen, denn kaum eine Phase prägt das Leben so intensiv. Schüler aus der ehemaligen DDR haben noch einen Sonderstatus, denn das Land gibt es nicht mehr und somit auch viele Dinge, die damals zum Alltag eines Schülers gehörten.

Als im September 1989 die ABC-Schützen in der DDR eingeschult wurden, ahnten sie noch nicht, dass sie einmal sozusagen die letzten ihrer Art sein würden. Sie waren nämlich der letzte Jahrgang, der vor den Umbrüchen der Wiedervereinigung in die Schule kam. Sie waren auch die letzten Jungpioniere, die letzten, die einen Fahnenappell mitmachen mussten, die letzten, die mit dem Satz „Nina ein Ei“ sofort an ihre Fibel dachten.

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Das Schulsystem des Arbeiter- und Bauernstaates hatte seine Licht- und Schattenseiten, die viel diskutiert wurden und werden. Doch die politische Ebene soll hier keine Rolle spielen. Was für die ehemaligen Schüler bleibt, sind Kindheitserinnerungen, vor allem die an bestimmte Gegenstände, die man mit der Schule verbindet. Anders als in den sogenannten alten Bundesländern gibt es heutzutage fast nichts mehr von dem, was diese Zeit ausmachte. Diese Galerie bietet den Ostkindern also die Möglichkeit, in Ostalgie und Erinnerungen an die Schulzeit zu schwelgen, alle anderen können einen kleinen Einblick in den Alltag eines DDR-Kindes gewinnen.

1.) Der Schulranzen

In einem bekannten DDR-Kinderlied heißt es: „Hurra, ich bin ein Schulkind und nicht mehr klein. Ich trag auf meinem Rücken ein Ränzelein.“ Und das war in der Regel einer dieser Ledertornister. Oft mit einem Bild von Schmetterlingen oder Marienkäfern, mit Reflektoren vorn und an den Seiten und mit reichlich Platz für Bücher, Federtasche und Brotbüchse.

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2.) Die Brotbüchse

Apropos Brotbüchse – die meisten hatten wohl dieses Modell aus Plaste (ja, es hieß Plaste, nicht Plastik!), hergestellt vom „VEB Plaste und Chemie Wolkenstein“. Es war immer etwas knifflig, die Brotbüchse zu verschließen, weil die Plaste etwas zu biegsam und störrisch war. Aber an die Form der Stulle war sie perfekt angepasst, auch wenn sie etwas an die Nierenschalen beim Arzt erinnerte.

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3.) Der Tierfüller

Die Füller mit der Tierkappe, hergestellt von Heiko in Wernigerode, hatten wohl fast alle in ihrer Federtasche. Es gab sie in vier Varianten: als Pottwal, Krokodil, Nilpferd und Nashorn.

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4.) „Unsere Fibel“

Sie ist DAS Schulbuch schlechthin, Generationen haben mit der Fibel Lesen und Schreiben gelernt und werden Sätze wie „Nina ein Ei. Mama kein Ei.“ nie vergessen. Auch heute noch gibt es das – mittlerweile natürlich modernisierte – Lehrbuch für Erstklässler.

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5.) Der Milchdienst

Es war üblich, dass man als Schüler jeden Tag eine Flasche Milch bekam. Es gab die Wahl zwischen Kakao, Fruchtgeschmack oder Milch pur. Zwei wöchentlich wechselnde Schüler hatten Milchdienst, sie brachten den Kasten Milch für die Klasse in der Milchpause in den Raum und brachten das Leergut zurück zum Hausmeister. Die Milch kam in Viertelliterflaschen mit einem Deckel aus Alufolie. Der war zwar sehr anfällig für Beschädigungen, bot aber auch vielfältige Bastelmöglichkeiten. Es wurde nichts einfach weggeworfen.

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6.) Bienchen im Muttiheft

Auf Bienchen war man besonders stolz. Diese kleinen Stempel gab es für gute Leistungen, besonderen Fleiß, positives Verhalten und so weiter. Meistens kamen sie ins Mitteilungsheft, auch Muttiheft genannt. Mit diesem DIN-A6-Heftchen wurden Eltern über alles Wichtige informiert.

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7.) ABC-Zeitung und Frösi

Es gab einige Kinderzeitschriften in der DDR. Bummi und Mosaik haben bis heute überlebt, Atze gibt es nicht mehr und auch die Frösi (kurz für „Fröhlich sein und singen“) und die ABC-Zeitung sind Vergangenheit. Herausgegeben von der FDJ bzw. der Pionierorganisation Ernst Thälmann, boten sie bunt verpackte Propaganda, Basteltipps und mehr für Schüler ab der 1. Klasse. Für etwas ältere Schulkinder gab es die „Trommel“.

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8.) Die Pionierregeln

Fast alle Schüler traten in der ersten Klasse der Pionierorganisation bei. Die Jungpioniere waren stolz auf ihr blaues Halstuch und auf ihre 10 Regeln, die alle auswendig beherrschten. Ob sie sich an alle gehalten haben, steht auf einem anderen Blatt.

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9.) Die Zahnrad-Uhr

Diese auffälligen Uhren zierten so manchen Klassenraum und waren dort ein bunter Hingucker. Allerdings waren sie meistens auch kaputt.

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10.) Das Klopapier

Zugegeben, das kannten nicht nur die Schüler, sondern alle Bürger des Landes. Wer weiß, ob das gefürchtete Toilettenpapier nicht Mitschuld trug am Zusammenbruch der DDR. Es hatte alle Eigenschaften, die es nicht haben sollte: Es war rau, hart und garantiert nicht saugfähig. Nicht ohne Grund hat man dafür bisweilen die durchaus unangenehme Bezeichnung „Rektalschleifpapier“ gehört. Sofort hat man auch wieder das Bild der alten Schultoilette vor Augen: Braun und blau gestrichene Kacheln, in den Boden eingelassene Pinkelrinne bei den Jungs und eiskaltes Wasser zum Händewaschen.

Wikipedia/Silvio Ludwig/CC BY-SA 4.0

11. Alfons Zitterbacke

Zu guter Letzt kommen wir zu einem wahren Ost-Helden, DEM Schüler schlechthin (wenn wir den „braven Schüler Ottokar“ mal außer acht lassen, der war eher ein Fall für Erwachsene). Alfons Zitterbacke trat als beinahe schon tragische Figur in all die Fettnäpfchen, die man immer zu vermeiden hoffte. Geschichten wie „Was mir mit Nudeln mit Tomatensoße passierte“ oder „Als ich ein falscher Betrunkener war“ haben sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt. Natürlich waren das Buch und die Litera-Hörspielfassung von 1968 am besten. Auch wenn Zitterbacke unlängst neu verfilmt wurde – den wahren Charme hat er nur im Original.

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Das ist natürlich nur ein Teil der kollektiven, vielleicht auch subjektiven, Erinnerungen. Welche haben wir vergessen, die für dich den Schulalltag im Osten geprägt haben?

Vorschaubilder: ©Media Partisans ©Wikipedia/Silvio Ludwig/CC BY-SA 4.0